Die hl. Felicitas und ihre sieben Söhne

Nach dem Buchstaben E in unserem ABC der Jugendheiligen, mit welchem der heilige Königssohn Emmerich vor uns stand, folgt der Buchstabe F. Da drängt sich auf einmal eine Frau namens Felicitas aus dem weiten Chor der Heiligen vor und sagt euch, liebe Buben und Mädchen: „Ich stand zwar nicht mehr in eurem Alter, als ich die Herrlichkeit Gottes im Himmel eingehen durfte, aber ich war die Mutter von sieben, jungen, tapferen Söhnen, die man vor mir unter dem Kaiser Antonius (138-161 n. Chr.) grausam gemartert hat, weil sie auf meine Bitte und Mahnung hin Jesus Christus und dem wahren Glauben treu geblieben und nicht zum Heidentum abgefallen sind.

Wollt ihr wissen, wie diese meine sieben Söhne, die ich zu christlicher Frömmigkeit und Reinheit erzogen habe, geheißen haben? Sie hießen der Reihe nach Januarius, Felix, Philippus, Silanus, Alexander, Vitalis und Martialis. Alle waren prächtige Buben. Sie haben mir viel Freude gemacht, haben gefolgt und haben mir das Leben nie schwerer gemacht, als es ohnedies schon war, nachdem mein Mann, der Vater meiner sieben Söhne, vor Jahren schon wegen seines tapferen Einsatzes für den christlichen Glauben hingerichtet worden war. Alle sieben Buben gingen Sonntag für Sonntag mit mir zur hl. Messe, die – wegen der grausamen Christenverfolgung – immer irgendwo in einem Versteck gefeiert werden musst. Dabei durften meine Söhne der Reihe nach ministrieren. Sie taten es immer gern und sahen darin eine besondere Auszeichnung. Eines Tages sind wir bei der gottesdienstlichen Feier von einem Geheimpolizisten des Statthalters von Rom, namens Publius, entdeckt und verhaftet worden. Gleich hat man uns vor Gericht gestellt. Zuerst hat man mich allein verhört und zum Glaubensabfall zu bewegen versucht. Aber mit der Gnade Gottes habe ich allen Verlockungen und Verführungen standgehalten. Weil man bei mir nichts ausrichtete, hat man mir gedroht, der Reihe nach meine Söhne umzubringen, ich aber müsse dabei zusehen.

Bevor man an dieses grausame Werk heranging, hat es der Statthalter Publius bei mir noch einmal mit der Milde versucht. Er hat zu mir gesagt: „Hab‘ doch Erbarmen mit dienen Kindern, die noch in der Blüte des Lebens sind und zu den höchsten Ehrenstellen des Reiches gelangen können.“ Ich aber habe ihm erwidert: „Statthalter Publius, deine Ermahnung würde mich zur grausamsten Mutter meinen Söhnen gegenüber machen, wenn ich sie befolgen würde.“ Ich blieb stark. Und was mich noch mehr freut, auch alle meine sieben Söhne sind stark geblieben. Ich habe es erlebt und mit angesehen: Mein Sohn Januarius wurde vor mir zu Tode gegeißelt, Felix und Philippus wurden mit Knüppeln erschlagen, Silanus wurde von einem Felsen hinuntergestürzt. Alexander, Vitalis und Martialis wurden enthauptet. Könnt ihr erahnen, was das alles für mich, die Mutter, die ich doch alle sieben Söhne überaus schätzte und liebte, bedeutet hat? Mein Mutterherz ist dabei wirklich von einem siebenfachen Schwert durchbohrt worden. Es erging mir ähnlich wie jener makkabäischen Mutter, von der im 7. Kapitel im 2. Buch der Makkabäer im Alten Testament so ergreifend berichtet wird.

Ja, diese tapfere Mutter, die auch ihre sieben Söhne wegen der Treue zu den Geboten Gottes verloren hat, hatte ich mir zum Vorbild genommen. Haltet es doch auch ihr so mit der Treue in einer Zeit, wo bei euch der materielle Wohlstand alles gilt und die Treue zum christlichen Glauben und das Leben danach für dumm und töricht erachtet werden. Ich kann euch sagen, liebe Buben und Mädchen, ich bin so froh,, dass ich damals mit meinen sieben Söhnen tapfer geblieben und lieber den Tod und ein grausames Martyrium auf mich genommen habe, als dass wir Christus die Treue aufgekündigt hätten. Jetzt sind wir, ich, die Mutter Felicitas und meine sieben Söhne, ewig glücklich im Himmel miteinander verbunden und es erfüllt sich an uns die ganze Ewigkeit hindurch, was mein Name Felicitas bedeutet: Glückseligkeit!“

So hat jetzt die hl. Felicitas, diese tapfere Märtyrermutter aus der christlichen Frühzeit in Rom, zu euch, liebe Buben und Mädchen, gesprochen. Kurz sei euch noch berichtet, dass diese heilige Mutter mit ihren sieben Märtyrersöhnen in den Katakomben an der Via Salaria in Rom bestattet worden ist. Über diesem Heldengrab hat Papst Bonifatius I. (418 – 422) eine Kirche erbaut, in der er sich selbst aus Verehrung zur hl. Felicitas und zu ihren sieben Söhnen nach seinem Tod beisetzen hat lassen. Der heilige Papst Gregor der Große aber hat in dieser Kirche am Fest der hl. Felicitas und ihrer sieben Söhne am 10. Juli eine Predigt auf diese Helden unseres christlichen Glaubens gehalten.